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fotografieren kann jeder

Und jeder fotografiert. Sind wir deswegen alle Fotografen? Hm...

Irgendwie eher nicht. Wenn man am Luzerner Seebecken entlangschlendert, ist man selten alleine. Egal ob am frühen Morgen oder am späten Abend: Die Touristen sind da. Entweder mit Kamera, Smartphone oder auch mal einem Tablet ausgerüstet und damit beschäftigt, möglichst viele Beweisfotos für ihren Kurzaufenthalt in der Stadt zu schiessen. Mit den Einheimischen verhält es sich ähnlich. Wobei in Bezug auf die persönlichen und fotografischen Motive sicherlich gewisse Unterschiede bestehen.

Man kann sich fragen, was mit den Unmengen an geschossenen Fotos passiert. Landen diese alle online? Schaffen es einige sogar in ein gedrucktes Fotobuch? Oder produzieren wir einfach nur digitalen Daten­müll in Form von tausenden, nie wieder betrachteten Fotos? Erneut: Hm...

Früher lief das anders: Die belichteten Filme gingen erstmal ins Labor, die Fotos in Form von winzigen Abzügen wurden mit Spannung zurück­erwartet. Was einiger­massen scharf und bunt war, wurde mit viel Liebe und unendlich nervigen Klebe-Dingern in heute fast schon protzig anmutende Fotoalben geklebt. Alternativ standen den Anspruchs­volleren nicht weniger umständliche Dia-Projektoren zur Verfügung. So oder so: War man beim Fotografieren nicht so ganz bei der Sache, erhielt man kleine verschwommene Kunstwerke zurück. Aber: Jeder Abzug oder zumindest das Negativ existierte zumindest vorübergehend in greifbarer, physischer Form. Ein Zustand, der heute für die meisten digitalen Fotos unereichbar bleibt.

kameras machen fotos, fotografen machen bilder

Wenn nun alle fleissig fotografieren, aber nicht jeder ein Fotograf ist, stellt sich folgende Frage: Was macht DEN Fotografen eigentlich aus? Die teure Ausrüstung? Kann sich jeder kaufen, der es sich leisten kann und will. Die Bildbearbeitung? Hat dank heutiger Software nur ansatzweise mit fotografischem Fachwissen zu tun. Die Bezahlung? Ist bei Fotografen im künstlerischen Bereich häufig bescheiden. Die Leidenschaft? Bleibt beim x-ten Hochzeits­shooting garantiert auf der Strecke.

Der Unterschied zwischen Fotografen und lediglich Foto­grafierenden müsste sich eigentlich im Resultat zeigen. Egal ob die Veröffentlichung nun on- oder offline stattfindet. Während ein simples Foto zwar technisch ok sein sollte, bestehen nur sehr grundlegende Ansprüche an dessen Gestaltung. Ein gut erkennbares Motiv reicht zum Beispiel für ein Erinnerungen stiftendes Ferienfoto bereits aus. Wer selber keinen emotionalen Bezug zum Foto hat, findet dieses jedoch uninteressant. Der Anspruch des wahren Fotografen müsste darin bestehen, diese Grenze zu überschreiten. Jeder Person sollte die Ästhetik einer Fotografie auffallen und zugänglich sein. Dies unabhängig davon, ob Kenntnisse über foto­grafische Techniken und Zeichen vorhanden sind. Aus einer Fotografie (= Technik) wird so ein Bild (= Kunst oder so).

Leider wird die Fähigkeit zur Gestaltung von Bildern häufig durch technische Spielereien überlagert oder gar ersetzt. Durch entsprechende Bearbeitung wird aus einem eher langweiligen Landschafts­foto ein knallbuntes, Aufmerksamkeit fressendes Irgendwas. In diesen Fällen haben wir es zwar nicht mehr nur mit einfachen Fotos zu tun, wirklich kunstvolle Bilder kommen dabei aber auch nicht um die Ecke. Der Begriff Grafik dürfte in solchen Fällen schon eher zutreffen. Vergleicht man solche mit wahren Bildern anerkannter Meister wie Feininger oder Adams, stellt man fest, dass ein gutes Bild mehr bietet. Optimaler Kontrast und viel Farbe reichen definitiv nicht aus. Oder nach Feininger: Ein technisch perfektes Foto kann das langweiligste Bild der Welt sein...

wohnzimmerbilder

Was macht nun den Unterschied zwischen Foto, Grafik und Bild aus? Schwierige Frage. Mein bevorzugtes Vorgehen zur Beurteilung eigener Werke ist so einfach wie subjektiv. Ich stelle mir folgende Frage: Würde ich ein bestimmtes Bild grossformatig im eigenen Wohn­zimmer platzieren? Da in meinem Wohnzimmer nur ein einziges Bild hängt ein ziemlich hartes Bewertungs­kriterium. Von tausend digital und hundert analog geschossenen Bildern, überstehen vielleicht fünf Bilder diesen Qualitätstest. Ob diese fünf die oben definierten Anforderungen an ein Bild erfüllen, kann das eigene Auge wohl nie abschliessend beurteilen. Schluss­endlich entscheidet immer noch das Auge beziehungsweise Hirn des Betrachters.

donphilippe's Wohnzimmerbild auf flickr...

Mein aktuelles Wohnzimmerbild geniesst seinen Status schon ein paar Jahre. Ich bin mir noch immer nicht im klaren darüber, ob es nun tatsächlich ein gutes Bild ist oder ob mich meine Erinnerungen dies nur glauben lassen. Die Art und Weise wie es entstanden ist (etwas Zufall) sowie der Ort (etwas mit erste Liebe...) lassen darauf schliessen, dass ich persönlich dieses Bild gar nicht neutral beurteilen kann. Aussenstehende würden sich wohl kaum die Fotografie einer Baustelle ins Wohnzimmer hängen...

donphilippe auf flickr

So. Nun ist erstmal genug sinnloser Text raus­geballert. Falls tatsächlich jemand so weit gelesen hat und immer noch Lust auf Foto­grafie hat, gibt's nun doch noch etwas auf's Auge. Und zwar ein paar meiner Alben auf flickr:

hasselblad 503cx

canon eos 5d mark III

canon ae-1